Interesse an Umweltthemen ist gut, reicht aber nicht

Auszug aus dem Interview mit BusinessTalk am Ku’Damm zum Thema „Wechsel der Agrarförderperioden im gesellschaftlichen Paradigmenwechsel“

Immer mehr Menschen sind beunruhigt wegen des Klimawandels, Artensterben und intensiver Landwirtschaft. Begrüßen Sie als Agrar-Expertin die wachsende Sensibilität für Umweltthemen?

Ich begrüße generell das Interesse an der Landwirtschaft.

Dazu gehören für mich auch Umwelt- und Ernährungsthemen. Um mit letzterem anzufangen: es ist sehr wichtig, was wir essen.

Lass die Nahrung deine Medizin sein und Medizin deine Nahrung. Hippokrates von Kos

Diese Lehre wird aber in unserer westlichen Welt kaum befolgt. Zahlreiche Zivilisationskrankheiten sind die Folge.

Wir brauchen uns ja nur umzuschauen:

Starkes Übergewicht, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nur die Spitze des Eisbergs.

Zum Zweiten die Frage, woher unsere Nahrung kommt. Bauen wir sie gleich um die Ecke an, ressourcenschonend oder karren wir sie um den halben Erdball, egal was gerade Saison bei uns hat?

Hauptsache billig?

Die Antwort darauf bestimmt nicht nur Qualität und Geschmack. Sie berührt auch zahlreiche Umweltthemen. Allerdings wird hier für meinen Geschmack sehr viel polemisiert und in Gut und Böse aufgeteilt. Einfach nur Angst zu machen und Fronten aufzubauen – das hilft vielleicht im Wahlkampf oder funktioniert beim Einwerben von Unterstützungsgeldern o.ä.

Damit kommen wir aber nicht zu nachhaltigen Lösungen.

Und es gibt zu viele Verlierer dabei.

Intensive Landwirtschaft

Und noch das Stichwort Intensive Landwirtschaft. Durch die Intensivierung ernährt ein Landwirt heute etwa 113 Menschen – noch vor 50 Jahren waren es die Hälfte.

Damit wurden diese Arbeitskräfte frei für andere Tätigkeiten.

Ein gesamtgesellschaftlicher Aspekt.

Intensiv heißt, so viel Ertrag wie möglich zu erzielen. Je Quadratmeter oder Tierplatz. Da sprechen wir von Produktivität und Rentabilität. Diese Begriffe sind in fast jeder Branche total selbstverständlich.

Ist es denn richtig, wenn wir das den Bauern und Bäuerinnen nicht zugestehen?

Landwirte sind Unternehmer und müssen Gewinne erzielen. Gegenwärtig geht das nur über Fläche und Tier. Ansatzweise werden Umwelt- und Naturschutzleistungen für den Landwirt ausgeglichen. In speziellen Förderprogrammen. Die Teilnahme ist freiwillig.

Die Krux dabei ist- und deshalb wird es nicht von allen angenommen – die Landwirte können damit keine Gewinne erzielen.

Die Programme sind so aufgebaut, dass entweder geringere Erträge oder Mehraufwand ausgeglichen werden. Das gibt die EU so vor.

Wenn wir alle also wollen, dass unsere Nahrungsmittel weniger intensiv produziert werden, müssen wir uns darum kümmern, womit der Landwirt sein Einkommen erzielen kann. Nachhaltig und angemessen.

Landwirte gehören zu den eher Geringverdienern

Ach, und noch ein Denkanstoß: viele Menschen beschweren sich und demonstrieren, wenn vor ihrer Nase große Ställe gebaut werden sollen (und gehen dann munter im Supermarkt die nächsten Steaks fürs Grillen einkaufen).

Dabei vergessen sie, dass es eine Mindestanzahl an Tieren braucht, um eine Arbeitskraft entlohnen zu können. Und solange der Landwirt nur über die Masse Geld verdienen kann, weil kaum etwas bei ihm hängen bleibt, kann sich hier nichts ändern. Das ist ein ökonomisches Gesetz. Er kann höchstens noch aufgeben.

Damit gäbe es nur noch Landwirtschaft auf Gunststandorten und der übergroße Teil unserer Nahrung wird importiert. Die Flächen fallen brach und es entsteht irgendwann wieder Wald.

Übrigens- ein einziges Prozent unserer Ernährung wird in Deutschland gegenwärtig über die regionale Direktvermarktung abgedeckt.

Unsere tägliche Nahrung ist damit zu 99 % von Anderen abhängig und damit anfällig für Krisen, seien sie nun natürlicher oder politischer Art.

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Claudia Mönch

Landwirtschaft darf innovativ, nachhaltig, neu und bunt sein! Ich helfe Ihnen dabei – weil ich weiß, wie Landwirte denken.

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